Warum trinken wir während der Yogapraxis kein Wasser?

Wenn Du regelmäßig Yoga praktizierst, hast Du vielleicht bemerkt, dass es während der Übungen nicht üblich ist, Wasser zu trinken. Diese Regel mag im ersten Moment ungewöhnlich erscheinen, besonders wenn Du bei anderen sportlichen Aktivitäten dazu ermutigt wirst, Dich ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen. Doch im Yoga hat das bewusste Verzichten auf Wasser während der Praxis eine wichtige Bedeutung, für Deinen Körper, Deinen Geist und Deinen Energiefluss.

Wasser ist essenziell für unser Leben und Wohlbefinden. Es unterstützt zahlreiche Körperfunktionen, reguliert die Temperatur und fördert die Entgiftung. Dennoch raten viele Yogalehrer*innen davon ab, während der Yogapraxis Wasser zu trinken. Diese Empfehlung basiert auf traditionellen Überlieferungen, physiologischen Überlegungen und ayurvedischen Prinzipien. Doch es gibt auch Yogaformen, bei denen das Trinken während der Praxis „gestattet“ oder sogar notwendig ist.

 

Herz ♥ Mit Herz und Hirn

Warum wird während der Yoga-Praxis oft vom Trinken abgeraten?

Während der Yoga-Praxis erzeugt der Körper durch die Asanas (Körperhaltungen) und Pranayama (Atemübungen) innere Wärme, bekannt als „Tapas“. Diese Hitze fördert Entgiftungsprozesse, indem sie das Schwitzen anregt und somit hilft, Schadstoffe aus dem Körper auszuleiten. Trinkt man während der Praxis Wasser, kann dies den Körper abkühlen und den Entgiftungsprozess unterbrechen. Zudem kann eine gefüllte Blase oder ein voller Magen bei bestimmten Asanas unangenehm sein und die Konzentration stören.

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Der mentale Fokus

Yoga ist auch eine Praxis der Achtsamkeit. Während der Übungen konzentrierst Du Dich auf Deine Atmung, Deine Bewegungen und die Verbindung zu Deinem Inneren. Das Trinken von Wasser kann Dich aus diesem meditativen Zustand herausreißen und Deinen Geist ablenken.

In meiner Arbeit als Yogalehrerin ist es mir wichtig, dass die Yogapraxis eine Zeit für Dich ist, um wirklich bei Dir selbst anzukommen. Jede Unterbrechung, sei es durch Wassertrinken oder andere Ablenkungen, kann den Flow und die Tiefe Deiner Praxis beeinträchtigen.

Der energetische Aspekt

Yoga ist mehr als eine körperliche Betätigung. Es ist eine ganzheitliche Praxis, die Körper, Geist und Seele miteinander verbindet. Während der Yogaübungen (Asanas), wird die Energie in Deinem Körper gezielt bewegt. Du aktivierst durch die Kombination von Bewegung und Atmung sogenannte Energiekanäle, die im Yoga als Nadis bezeichnet werden.

Das Trinken von Wasser während der Praxis kann diesen Energiefluss unterbrechen. Dein Körper ist darauf fokussiert, die Energien zu lenken und zu harmonisieren. Wasser zu trinken würde Deinen Körper von dieser Arbeit ablenken, da es den Verdauungsprozess anregt. Dadurch könnten die feinen energetischen Prozesse gestört werden, die für die volle Wirkung des Yoga so wichtig sind.

 

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Die körperlichen Gründe

Yoga zielt darauf ab, Deinen Körper in einen Zustand von Gleichgewicht und innerer Harmonie zu bringen. Viele Übungen fördern die Entgiftung, indem sie Deine inneren Organe massieren, die Durchblutung anregen und Dein Verdauungsfeuer (Agni) ankurbeln. Während dieser Prozesse arbeitet Dein Körper intensiv daran, Gifte und Abfallstoffe über den Schweiß und die Atmung auszuscheiden.

Wenn Du während der Praxis Wasser trinkst, könnte es den Reinigungsprozess beeinträchtigen. Dein Körper müsste die Flüssigkeit sofort verarbeiten, was ihn von der Entgiftung ablenkt. Außerdem kann ein voller Magen, selbst nur mit Wasser, bei manchen Übungen unangenehm sein, besonders bei Drehungen oder Vorwärtsbeugen.

 

Ausnahmen: Yogastile, bei denen das Trinken empfohlen wird

Es gibt Yogastile, bei denen das Trinken während der Praxis nicht nur empfohlen, sondern notwendig ist. Ein prominentes Beispiel ist das Bikram Yoga oder Hot Yoga, bei dem die Übungen in einem auf ca. 40°C erhitzten Raum durchgeführt werden. Durch die hohe Temperatur schwitzt der Körper intensiv, und es besteht ein erhöhtes Risiko der Dehydrierung. Daher ist es in diesen Yoga-Formen wichtig, während der Praxis regelmäßig kleine Mengen Wasser zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt im Gleichgewicht zu halten. Natürlich gilt das bitte auch bei hohen sommerlichen Temperaturen.

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Wann ist der richtige Zeitpunkt, Wasser zu trinken?

Natürlich ist es wichtig, hydriert zu bleiben, vor allem wenn Du Dich anstrengst oder schwitzt. Im Yoga wird empfohlen, vor der Praxis ausreichend Wasser zu trinken, um Deinen Körper gut vorzubereiten. Warte danach etwa 30 Minuten, bevor Du mit den Übungen beginnst.

Nach der Praxis ist der ideale Zeitpunkt, um wieder zu trinken. Dein Körper hat die Entgiftungsprozesse abgeschlossen und kann die Flüssigkeit nun optimal aufnehmen. Besonders geeignet sind warmes Wasser oder Kräutertees, die den Körper schonend unterstützen.

 

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Warum schmeckt Wasser nach der Yoga-Praxis besonders gut?

Nach einer intensiven Yogaeinheit signalisiert der Körper oft ein starkes Durstgefühl. Dies liegt daran, dass durch die Übungen Flüssigkeit verloren ging und der Körper nach Flüssigkeit verlangt. Zudem sind die Sinne nach der Praxis geschärft, und das Bewusstsein für den eigenen Körper ist erhöht. Daher wird das Trinken von Wasser nach der Yogapraxis oft als besonders wohltuend und erfrischend empfunden. Es hilft, den Flüssigkeitshaushalt wiederherzustellen und unterstützt die Regeneration des Körpers.

 

Mein Ansatz in der Yoga-Praxis

In meinen Gesundheitsyoga-Stunden achte ich darauf, diese Prinzipien zu vermitteln, damit Du die bestmögliche Erfahrung aus Deiner Praxis ziehst. Auch im Hormonyoga, wo bestimmte Übungen gezielt Deinen Hormonhaushalt unterstützen, ist es wichtig, den Energiefluss nicht zu stören.

Die bewusste Entscheidung, während der Praxis auf Wasser zu verzichten, ist ein Teil der Achtsamkeit und Selbstfürsorge, die Yoga vermittelt. Es geht nicht um Verzicht, sondern darum, Deinen Körper und Geist in Einklang zu bringen und die volle Wirkung der Übungen zu erfahren.

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Fazit

Wasser während der Yogapraxis zu vermeiden, ist eine Entscheidung zugunsten Deines Energieflusses, Deiner Entgiftung und Deines mentalen Fokus. Indem Du Dich auf die Übungen (Asanas) und Deinen Atem konzentrierst, schenkst Du Dir selbst eine tiefere und ganzheitlichere Yoga-Erfahrung.

Bereite Dich vor der Stunde gut vor, trinke ausreichend Wasser und vertraue darauf, dass Dein Körper während der Praxis alles hat, was er braucht. Nach der Einheit kannst Du Deine Flüssigkeitsspeicher wieder auffüllen und dabei das Gefühl genießen, Deinen Körper in Balance gebracht zu haben.

So kannst Du Dich voll und ganz auf die transformative Kraft und Energie von Yoga einlassen!

 

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